이슈토크

서막이었던 월요데모(Montagsdemonstration)

박상봉 박사 2010. 7. 6. 22:42

Bundesregierung

Die Montagsdemonstrationen waren der Auftakt

 

Fr, 09.10.2009

 

 동독 무혈혁명의 주역 : Rita Sélitrenny 편

1989년 늦여름 동독의 무혈혁명의 조짐이 생겨나기 시작했다. 40년 공산독재 하에서 억압당했던 분노가 폭발했고 월요데모에는 점점 더 많은 사람들이 참가하게 되었다. 리타 젤트레니 여사도 그 중 한사람이었다. 젤트레니는 정치적 이유로 호텔 지배인을 사퇴해야 했고 그 후 여러 재야단체에 소속되어 월요데모를 현장에서 이끌었다. 통일 후 슈타지 문서 관리법안제정에 참여했고 현재 베를린 자유대학에서 학생을 가르치고 있다.  

 

 

Rita Selitrenny

Rita Sélitrenny ist in Leipzig auf die Straße gegangen und hat gegen das SED-Regime demonstriert. Maßgeblich war sie an der Auflösung der Stasi beteiligt. Im Interview schildert sie die damaligen Ereignisse. 

 

▶ Frau Sélitrenny, Sie haben an den Leipziger Montagsdemonstrationen teilgenommen...

 

 Ja, aber an den 9. Oktober 1989 erinnere ich mich nicht mehr wirklich. Unabhängig davon, dass es 20 Jahre her ist, ist der Tag für mich ganz stark von den Berliner Ereignissen am 7. Oktober 1989 überlagert, wo die Polizei ja wirklich prügelnd durch die Stadt gezogen ist. Ich war 7. und 8. Oktober in Berlin, weil ich dort gearbeitet habe, und habe einen ganz starken Eindruck von dem Kesseltreiben der Polizei in Berlin nach Hause mitgenommen.

 

▶ In den Vorwochen hatten Stasi und Polizei ja auch in Leipzig zugeschlagen und etliche Demonstrationsteilnehmer verhaftet. Hat Sie das alles nicht abgeschreckt?

 

 Doch, es hat mich abgeschreckt. Zumal ich wegen eines Bänderrisses Ende Juli bis September 1989 auf zwei Krücken durch Leipzig gelaufen bin. Irgendwann habe ich bei einer Montagsdemonstration vor der Nikolaikirche gestanden. Zwischen mir und dem Zugang zur Kirche stand die Polizei und sperrte – mit dem Rücken zu mir – die Straße ab. Da weiß ich ganz genau, dass ich nicht durchgegangen bin. Ich hatte viel zu viel Angst, dass ich mit meinen zwei Stöcken unterm Arm überhaupt nicht beweglich gewesen wäre.

 

▶ Warum sind Sie damals überhaupt auf die Straße gegangen?

 

 Ich war schon lange in kirchlichen Oppositionsbewegungen, war im katholischen Friedenskreis Leipzig-Grünau und in der Initiative für Frieden und Menschenrechte (IFM) engagiert und sehr eng mit Christoph Wonneberger [Pfarrer an der Lukaskirche – die Redaktion] befreundet.

 

▶ Welche politischen Gründe gab es?

 

 Vielleicht, ganz vereinfacht gesagt, das Gefühl, eingesperrt zu sein. Fast alle meine Verwandten väterlicherseits lebten in Westeuropa oder in den USA. Ich habe meine Großeltern mein ganzes Leben lang nicht kennen lernen dürfen, weil sie nicht nach Deutschland zurück konnten und ich sie nicht besuchen durfte. Das habe ich als eine solche Unverschämtheit empfunden und als eine solche Eingrenzung in meinem Leben... Da war so eine ohnmächtige Wut dabei.

 

▶ Wann ist Ihnen klar geworden, dass die Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 der erste große Erfolg der Friedlichen Revolution war und endlich eine Chance bestand, sich von der SED-Diktatur zu befreien?

 

 Das ist mir viel, viel später erst richtig klar geworden, dass das wohl ein ganz wesentlicher Schnitt war. Wobei ich persönlich die Ereignisse um die Entmachtung der Staatssicherheit, wo ich vom 5. Dezember 1989, also vom ersten Tag an dabei war, als das Wesentliche empfunden habe in dieser Revolutionszeit. Die Montagsdemonstrationen waren der Beginn, der Auftakt. Später, vom Dezember 1989 an, habe ich die Demonstrationen von der "Runden Ecke" [der Leipziger Stasi-Zentrale – die Redaktion] aus beobachtet. Das war eine unheimliche Stärkung für uns, wir waren ja nur eine sehr kleine Gruppe, die das Gebäude besetzt hielt. Von Montag zu Montag wuchs die Erkenntnis: Der Prozess wird unumkehrbar sein.

 

 Rita Sélitrenny war Archivassistentin, Kellnerin, Gaststätten- und Hotelleiterin, bis sie 1984 aus politischen Gründen als Geschäftsführerin abgelöst wurde, war danach als Verkäuferin und Näherin tätig und engagierte sich in verschiedenen kirchlichen und Bürgerrechtsgruppen. 1989/90 war sie maßgeblich an der Auflösung der Stasi in Leipzig und später auch in Berlin beteiligt. Danach initiierte und begleitete sie 1990/1991 als gewählte Vertreterin der Bürgerkomitees das Stasi-Unterlagengesetz während der gesamten Zeit der Beratungen des Deutschen Bundestages in Bonn.

Nach einem Studium der Politikwissenschaft und Promotion ist sie heute Lehrbeauftragte an der Freien Universität Berlin.