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미국에 비친 북한 - 골초의 제국

박상봉 박사 2011. 1. 28. 15:58

 

SPIEGEL onLINE   29. November 2010, 22:47 Uhr

US-Einblicke in Nordkorea - Im Reich des Kettenrauchers

Von Rüdiger Falksohn

 

Die Diktatur der Kims ist den US-Diplomaten ein Rätsel. Sie sammeln Indizien, wie es in dem abgeschotteten Land wirklich aussieht - und bekommen erzählt, dass es mit Nordkoreas Regime bald vorbei sein könnte. Eine entscheidende Rolle spielt demnach China.

김씨 가족의 독재정치는 미국 외교관들에게는 하나의 수수께끼다. 외교관들은 이미 폐허가된 나라가 정말로 어떤 모습인지 관련 자료들을 수집하고 있으며 북한 체제는 곧 멸망할 것이라고 설명하고 있다. 이들에 따르면 중국이 결정적인 역할을 한다.

 


 

Die meisten Diplomaten, die Amerika hinausschickt in die Welt, scheinen kenntnisreiche Leute zu sein, die ihre Länder halbwegs im Griff haben. Aber manchmal melden sie auch einfach nur Stuss ans Außenministerium, in gewichtigem Ton natürlich.

 

미국이 국제사회를 향해 파송하는 대다수 외교관들은 파견된 국가에 대해 거의 모든 것을 파악하고 있는 정보가 풍부한 전문가처럼 보인다. 그러나 때때로 외교관들은 하챦은 것들을 의미심장한 목소리로 중앙부서로 전달하곤 한다.

 

Im August vergangenen Jahres wagte den von WikiLeaks enthüllten Depeschen zufolge beispielsweise ein Beobachter des US-Generalkonsulats im chinesischen Shenyang eine Expedition an den Grenzfluss zu Nordkorea - wo ihm das Treiben am Ufer der unheimlichen Atommacht offenbar verdächtig schien. Umgehend berichtete der damalige Generalkonsul Stephen Wickman nach Washington, es seien zwei "chinesische Kipplaster mit Kies und Baumaterial unterwegs nach Nordkorea sowie ein Tieflader mit Weizennudeln. Die chinesischen Zöllner verließen nicht einmal ihre Posten".

 

작년 8월 위키리크스가 폭로한 정보에 따르면 미국 총영사관의 한 인사가 중국의 심양에서 북한 접경지역 강을 따라 관찰을 감행했다는 것이다. 그에게는 비밀 핵 보유국의 강가에서의 일어나는 일들은 모두가 의심스러웠다. 전 총영사 스테판 위크만은 즉시 이 사실을 워싱턴에 보고했다. “자갈과 건축재료들이 가득 실린 두 개의 중국 덤프트럭과 밀 국수가 실린 긴 화차가 북한으로 향하고 있으며 중국 세관원은 꼼짝도 않고 자리를 지키고 있다”

 

Irgendetwas ging da vor, der Augenzeuge wusste nur nicht, was. Im Unterschied zu früheren Stippvisiten zählte er "kaum fünf Menschen, die am Fluss Wäsche wuschen", dafür "über 20 Personen" bei einem Fußball-Match nahe einem Gebäude, das er dann als Schule identifizierte. "Eine Kuh zog einen Karren", informierte das Geheimpapier das US-Außenministerium (mit Kopie an das Konsulat Wladiwostok), "drei Kinder spielten im Fluss". Und es gab noch andere, womöglich bedeutsamere Bewegungen, die man aus der Froschperspektive nicht zu interpretieren wusste: "2,5-Tonnen-Lkw" wurden im Sinuiju-Hafen mit Kohle beladen, "mehr als die übliche Zahl von Fabriken emittierte Qualm".

 

무슨 일인가 일어나긴 했는데 그는 무엇인지 알 길이 없다. 과거 잠깐 방문했을 때와는 달리 “강가에서 옷을 빨던 사람이 5명도 안되었다”. 그 대신 학교 건물 근처에서 “20명이 넘는 사람들이” 축구 경기를 하고 있다. “염소가 구루마를 끌고 있다”, “3명의 아이들이 강가에서 놀고 있다” 등과 같은 비밀문서가 미 국무부에 전달되었다(한 복사본은 블라디보스톡 영사관에 전달) 그리고 다른 더 중요해 보이는 다른 사건도 있었다. 이 사건은 멀리 떨어진 채 쪼그리고 앉아서 바라보아서는 도무지 그 내용을 알 수 없는 일인데 “2.5톤 트럭”에 신의주 항구에서 석탄이 적재되고 있고 “평상시 공장에서 나오는 연기보다 많은 연기들이 뒤덮고 있다”

 

Kipplaster, Kinder und Kühe - das klingt so, als würden die Diplomaten mit langen Stangen im Nebel herumstochern. Denn die USA hatten noch nie eine Botschaft in Pjöngjang, auch deshalb sind die umliegenden Vertretungen gefordert. Ihre Dossiers beruhen großteils auf Einschätzungen als vertrauenswürdig geltender Nordkorea-Reisender. Sie beschreiben ein Land, das sich soeben noch durchwurstelt. Und immerhin haben die Amerikaner Hinweise, dass auch der große Gönner China nicht mehr fest zu den Kims steht.

 

덤프트럭, 어린아이과 염소 - 이런 일들은 마치 외교관들이 긴 지팡이를 들고 안개 자욱한 곳을 헤집고 다니는 것과 같아 보인다. 왜냐하면 미국은 평양에 한번도 대사관을 두지 않았기 때문이며 이로 인해 주변의 대사관에 무리한 요구들을 하고 있다. 그들의 정보는 대부분 신뢰를 잃은 북한을 여행하는 관광객의 판단에 근거하고 있다. 그들은 외줄타기를 하는 나라에 대해 설명하는 형국이다. 더군다나 미국은 후원자 중국이 더 이상 김씨 측근에 가깝지 않다는 단서도 갖고 있는 상태다.


Günstig als Beobachtungsposten liegt zum Beispiel das Konsulat des Rauchmelders Wickman in Shenyang, der Hauptstadt der grenznahen chinesischen Provinz Liaoning, zumal auch das Kim-Regime am Ort vertreten ist. Dessen Repräsentanz sei, wie ein Informant den Amerikanern versicherte, eher ein kommerzieller Stützpunkt. Das Nordkorea-Büro solle "in erster Linie Geld machen" und biete für Händler komfortablen Service gegen reichlich Devisen: "Ein einziger Anruf erspart allen Papierkram." Es sind solche Grenzgänger, die manche Milieuskizzen ermöglichen - der SPIEGEL schützt ihre Identität, weil man im Reich der Kims schnell auch für Alltägliches im Straflager landet.

 

관찰지역으로서는 예를 들어 북한 국경지대 랴오닝성의 수도인 선양에 위크만의 영사관이 좋다. 이 곳에는 김씨 체제의 대표부도 나와 있다. 믿을 만한 소식통에 따르면 북한 대표부는 비즈니스 거점이다. 북한 대표부의 최우선 과제는 돈을 버는 것이며 외화 벌이를 위해 최상의 서비스를 제공한다. "한 통화의 전화면 만사 오케이다". 국경을 넘나드는 사람들 중에는 중요 정보를 제공하는 사람들도 있다. 슈피겔은 그 사람이 누구인지 밝힐 수 없다. 왜냐하면 김씨 제국은 일상적인 생활 속에서도 교화소로 보내지는 일이 쉽게 일어나기 때문이다.


Champagner, Whisky, Kettenrauchen

샴페인, 위스키, 골초

 

Ein Gewährsmann, der sich dort gut auskennt, berichtet den Amerikanern 2009 beispielsweise, dass es in der nordöstlichen Hafenstadt Rason neuerdings von Russen und chinesischen Kleinhändlern geradezu wimmle. Und alle nach Rason reisenden Ausländer müssten ihre Handys beim Zoll vorzeigen, obwohl sie damit ohnehin im Funkloch landen. Wer in Nordkorea mobil telefonieren möchte, benötige ein nordkoreanisches Handy - "Anschlussgebühren inklusive Mobilteil und Aktivierung kosten über tausend Dollar". Abgehende Gespräche würden mit umgerechnet 1,75 Dollar pro Minute berechnet.

 

그 지역을 잘 아는 한 믿을 만한 소식통이 2009년 미국인에게 북동 항구도시 나선지방에 최근 러시아와 중국 소상인들이 넘쳐난다고 알려왔다. 또한 나선 지방을 여행하는 모든 외국인들은 무선을 봉쇄했음에도 불구하고 세관에 휴대전화를 맡겨야 한다. 북한에서 이동전화를 통화하기 원하는 사람은 북한의 휴대전화가 필요하다. 전화연결료는 부대비용을 포함해 1천달러가 넘는다. 통화료는 1분에 1.75달러에 달한다.


Eine Geschäftsfrau - so mächtig, dass sie die Nordkoreaner nicht fürchten muss - konnte gar den ersten Mann im Polizeistaat besuchen: Kim Jong Il empfing sie kürzlich in seiner Gästevilla am Berg Myohyang. Die Frau erlebte den Diktator "bei guter Gesundheit und Laune", notierten die US-Aushorcher. Kim habe, so scheine es zumindest, "alles unter Kontrolle" und "detailorientiert, charismatisch und gedächtnisstark" gewirkt. Vor allem habe der womöglich Schwerkranke wohlgemut die Warnungen seiner Leibärzte ignoriert. "Sobald das offizielle Treffen beendet war, steckte er sich eine Zigarette an, trank Champagner vor dem privaten Dinner, währenddessen dann Whisky-Cocktails und rauchte Kette" - woraus man auch schließen könnte, dass ihm bei seinem Zustand eh schon alles egal ist.

 

한 여성 비즈니스 우먼은 -북한사람을 두려워하지 않을 정도로 힘이 있는- 경찰국가의 일인자를 방문했다. 김정일은 최근 묘향산 자신의 영빈관에서 그 녀를 맞이했다. 이 여성은 “건강하고 기분 좋은 상태”의 독재자의 모습을 기억하고 있다. 김정일은 “모든 것을 통제하고 있는 것”처럼 보였고 카리스마가 넘치고 기억력이 또렷해 보였다. 무엇보다도 중병을 앓는 환자가 주치의의 경고를 무시하는 것 같았다. “공식적인 면담이 끝나자 마자 담배를 꺼내 물고 저녁식사 전에 샴페인과 위스키 칵테일을 마시고 줄담배를 피웠다.” 이런 사실로 미루어 사람들은 그의 상태에서 이러나 저러나 마찬가지가 아니냐는 행동을 한다고 결론 지을 수 있기도 할 것이다.

 

Auch die Beobachterin wurde beobachtet, Nordkorea hat da einen Ruf zu verteidigen. "KJIs Lebensgefährtin Kim Ok saß auf einem Sofa und machte Notizen", erinnerte sie sich.

 

또한 여성도 관찰되었고 북한은 관련 소문을 차단하기에 여념이 없다. "김정일의 여인으로 알려진 김옥이 소파에 앉아 이것 저것 주의사항을 일러주고 있었다"고 기억을 끄집어 냈다.

 


Ein Fernseher mit 114 Programmplätzen - und nur einem Sender


Als "vertraulich" stufte die Londoner Botschaft ein Protokoll vom 15. Juni 2005 ein. Diplomaten hatten Efthimios Mitropoulos angezapft, den soeben aus Nordkorea zurückgekehrten Generalsekretär der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation. Sein Fazit schien doppelt interessant. Zum einen sei sein Flugzeug auf dem Hinweg zur Hälfte mit Iranern besetzt gewesen, und Mitropoulos fragte rhetorisch, wie Nordkorea da erwarten könne, "dass der Westen sein Nuklearprogramm nicht für eine Bedrohung hält".

런던 대사관은 2005년 6월 15일자 문서를 “신뢰할 만한” 것으로 분류했다. 외교관들이 막 북한에서 돌아온 국제해운협회 사무총장 미트로포울로스로부터 알아낸 것이다. 그의 평가는 두배의 흥미를 유발한다. 첫째, 그의 비행기는 반수 이상이 이란 사람들로 가측차 있었고 미트로포울로스는 은유적 표현으로 어떻게 북한이 서방세계가 핵 프로그램을 위협으로 간주하지 않을 것으로 기대할 수 있는지 물었다.


Zum anderen wurde der Grieche genötigt, sich am Führerkult zu beteiligen - Beleg für Profilneurosen in Pjöngjang. Zur Begrüßung überreichten Parteikader Blumen, die Mitropoulos dem "Großen Führer widmen möge". Man filmte ihn, als er das Gebinde vor eine Kim-Il-Sung-Statue legte. Und als er schließlich auf seinem Gästezimmer den Fernseher einschaltete, stellte er fest, dass dessen Speicher zwar 114 Sender umfasste, "aber nur ein einziger funktionierte - der Regierungskanal".


Ansonsten hatten die Nordkoreaner mit dem Fachbesucher offenbar wenig im Sinn, für die Propaganda hatte er ja seinen Dienst getan: "Als er Hafenanlagen besichtigte, war der zuständige Manager für eine Führung nicht verfügbar." Auch wie sich Nordkoreaner auf diplomatischem Parkett bewegen, illustrieren die Botschaftsmemos. So wusste die US-Vertretung in Ulan Bator von einem Besuch des damaligen nordkoreanischen Vizeaußenministers Kim Yong Il beim mongolischen Präsidentenberater Damdin Tsogtbaatar zu berichten: "Die Delegation las nicht vom Blatt ab, sie war nicht aggressiv und kritisierte nicht die USA", wohl aber "China und Russland drei- oder viermal wegen ihrer Unterstützung jüngster Uno-Resolutionen, die sich gegen Nordkorea richten". Der Kim-Staat suche offenbar "bilaterale Gespräche mit der US-Regierung zur Normalisierung der Beziehungen", folgerte die Botschaft. "Es gibt keine ewigen Feinde", habe der Koreaner gesagt.



Der "Geliebte Führer" hat den Ruf eines "ordentlichen Trinkers"


Auch die US-Botschaft in Peking ist ein bedeutender Zulieferer. Jeder amerikanische Politiker, der China besucht, geht davon aus, dass die chinesischen Gesprächspartner, die letzten Verbündeten der nordkoreanischen Kommunisten, alles über das Land und seinen Herrscher wissen.


Im September 2009 lässt sich zum Beispiel einer der stellvertretenden amerikanischen Außenminister, James Steinberg, von einer ganzen Reihe hochkarätiger chinesischer Gesprächspartner unterrichten. Dabei lernt er, dass auch die Chinesen zwiespältige Gefühle über ihre Genossen aus Pjöngjang hegen: "Wir mögen sie vielleicht nicht, aber sie (die Demokratische Volksrepublik Korea) sind nun mal unsere Nachbarn." Freimütig geben Steinbergs Gesprächspartner zu, dass die Nordkoreaner zuweilen versuchen, die Großmächte China und USA gegeneinander auszuspielen. Einer der Politiker, die Steinberg in Peking aufsucht, berichtet von einer kürzlichen Reise zu Kim Jong Il, den er schon von früher gut kennt. Der nordkoreanische Herrscher habe Gewicht verloren, berichtet der Gewährsmann, er scheine aber noch "bei einigermaßen guter Gesundheit" zu sein und verfüge nach wie vor über einen "scharfen Verstand".


Gern hätte Kim mit seinem Gast aus Peking " Alkohol und Wein" geteilt, müsse das aber aus Terminschwierigkeiten leider aufschieben. Bei den Chinesen, so erklärt der Kim-Besucher dem Amerikaner, habe der "Geliebte Führer" den Ruf, "ein ziemlich guter Trinker" zu sein. Er selbst habe Kim gefragt, ob er nach wie vor Alkohol trinke, was der bejaht habe.


Wie ein verzogenes Kind?


Viele chinesische Kim-Besucher brachten die Überzeugung mit, dass es Nordkoreas wichtigstes politisches Ziel sei, direkte Verhandlungen mit den USA aufzunehmen. Immer wieder hören amerikanische Politiker in Peking den Satz: "Das einzige Land, das bei den Nordkoreanern Fortschritte erzielen kann, sind die Vereinigten Staaten." Die Zunahme der Provokationen durch Nordkorea, so sehen es chinesische Offizielle, sei womöglich eine Folge der nachlassenden Gesundheit Kim Jong Ils. Vielleicht, so interpretiert ein hochrangiger chinesischer Politiker bereits im Juni 2009, sei das alles Teil eines Plans, nach dem Kim "die Spannungen mit den Vereinigten Staaten anheizen würde, damit sein Nachfolger, vermutlich Kim Jong Un, sich des Problems annehmen und die Spannungen entschärfen könne".


Bei dem Wunsch nach bilateralen Verhandlungen führe Nordkorea sich auf wie ein "verzogenes Kind", um die Aufmerksamkeit eines "Erwachsenen" zu erregen, berichtet ein anderer hochrangiger Peking-Politiker den Amerikanern, was die Botschaft auch sofort nach Washington weiterleitet.


Während allenfalls vorsichtige Distanz zu dem unbequemen Verbündeten aus den Äußerungen offizieller chinesischer Gesprächspartner abzulesen ist, behauptet in einer anderen Depesche ein hochrangiger Peking-Besucher aus Südkorea, dass seine chinesischen Gesprächspartner - Parteimitglieder auch sie - längst viel weiter seien.


Der Südkoreaner berichtet der US-Botschaft in Seoul, er rechne mit einem Regime-Kollaps zwei oder drei Jahre nach Kim Jong Ils Tod. Dann würde China, so seine Gewährsmänner aus Peking, eine Vereinigung "unter südkoreanischer Kontrolle" gutheißen. Allerdings dürften die USA keine Militärpräsenz nördlich der demilitarisierten Zone haben.


Linientreue Nordkoreaner werden für Auslandsbesuche "angefettet"


Gebildete Politiker in China seien bereit, so der südkoreanische Politiker, "die neue Realität zu sehen", nämlich dass Nordkorea für China "wenig Wert als Pufferstaat" habe. Die Vertreter der jüngeren Generation wären durchaus einverstanden mit einem Korea "unter Kontrolle Seouls und verankert mit den Vereinigten Staaten in einer gutartigen Allianz" - sofern es sich nicht feindlich gegenüber China zeige.


Seit es so aussieht, als habe Kim Jong Il einen Schlaganfall überlebt, sammeln die Amerikaner besonders eifrig Informationen über seine Söhne. Am 26. September 2008 schon berichtete das Konsulat Shanghai von einem Hintergrundgespräch mit drei Nordkorea-Insidern. Der älteste Diktatoren-Spross Kim Jong Nam sei "zu sehr Playboy", der mittlere, Kim Jong Chol, "mehr an Videospielen interessiert" und der jüngste, Kim Jong Un, "schlicht zu jung", befanden die Auguren. Eine vorschnelle Prognose, wie man heute weiß: Kim Jong Un wird derzeit augenscheinlich als Erbe aufgebaut. Mit Versorgungsengpässen, internationaler Isolation und maroden Staatsfinanzen würde auch er wohl mehr als genug zu tun haben - wie derzeit sein Vater.


So meldete Seoul im August 2009 beispielsweise, dass die für werbewirksame Familienzusammenkünfte verlesenen linientreuen Nordkoreaner vor ihrer Abreise erst "nach Pjöngjang transportiert und 'angefettet' werden" müssten - mit anständigen Mahlzeiten und Vitaminen, um das Ausmaß von Nahrungsmangel im Norden zu verheimlichen. Eine Delegation aus dem Süden sei zuallererst nach einem "Gastgeschenk" gefragt worden und habe dann das Bankett für 70 Teilnehmer, das Nordkorea ausrichtete, selbst bezahlen müssen: "50 Dollar pro Person".


Über Nacht zwei Nullen gestrichen


Auch über den nordkoreanischen Währungsschnitt, eine finanzpolitische Hals-über-Kopf-Aktion Ende vorigen Jahres, kabelten Diplomaten nur Besorgniserregendes nach Washington. Über Nacht waren zwei Nullen der Landeswährung Won gestrichen worden, die Preise explodierten. Auf der sicheren Seite stand, so das Konsulat Shenyang, nur die Nomenklatura, etwa "die Kinder von hochrangigen nordkoreanischen und chinesischen Offiziellen, die sich die vielversprechendsten Investitionen und Hilfsprojekte zur eigenen Bereicherung gesichert hatten".


"Bei jedem Schritt", bei jeder Verhandlungsstufe, "wechselt Geld die Hände", heißt es in der Beschreibung nordkoreanischer Gepflogenheiten. Und jetzt hätten Bonzen, erzählte ein Manager den Amerikanern, ihre Dollar-Millionen bei der China Merchants Bank geparkt.


In einem als "geheim" klassifizierten Kabel zitierte Generalkonsul Wickman, ebenfalls im Januar, einen "major player" im Nordkorea-Handel, der den Währungsschnitt als Ausdruck "steigender Paranoia" der Parteibonzen bezeichnete. Kims präsumtiver Nachfolger Kim Jong Un sympathisiere zwar mit Wirtschaftsreformen, doch bis dahin sei es weit. Derzeit fühle Nordkorea sich brüskiert von der Entscheidung Pekings, das Land nicht in einer Liste von 147 empfehlenswerten Reisezielen und 137 Investitionsgebieten aufzuführen. Auch deshalb seien "Beziehungen zu den USA ein wichtiger Teil nordkoreanischer Reformpläne".