위드(IUED) 시사동향

Warme Fuersorge vom "Grossen Fuehrer" 위대한 지도자의 자상한 배려

박상봉 박사 2008. 1. 15. 16:07

21. November 2007/ UNI-Spiegel

STUDIUM IN NORDKOREA   

북한의 대학생활에 대한 슈피겔의 보도

Warme Fuersorge vom "Großen Fuehrer"

Von Jeannette Goddar

 

 

                 

                   북조선 혁명의 3기둥: 붓, 낫, 망치 Pinsel, Sichel, Hammer

 

Frontalunterricht, Ernteeinsaetze und Zwangstraining fuer Giga-Sportveranstaltungen: Das Studium in Nordkorea ist skurril. Und wenn nordkoreanische Akademiker selbst mal ins Ausland duerfen, dann nur zu zweit - damit keiner dort bleibt.

 Das Betreuungsverhaeltnis ist Weltspitze. Seit vier Jahren studiert Ri, 24, Germanistik an der Kim-Il-Sung-Universitaet in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjoengjang - und wird zusammen mit gerade einmal sechs Kommilitonen von ebenso vielen Professoren und einem DAAD-Lektor unterrichtet.

 Das Studienprogramm ist ebenfalls bemerkenswert: Grass und Walser zum Beispiel, Pflichtlekt?re eines jeden Germanisten weltweit, stehen weder im Lehrplan noch in den Regalen der drei Millionen Buecher umfassenden Nationalbibliothek. Zurzeit, sagt Ri, werde Lessings "Emilia Galotti" behandelt. Weitaus zeitgenoessischer sind indes die deutschen Filme, die auf dem Programm stehen: "Die letzten Tage der Sophie Scholl" und das Nazi-Erziehungsanstalten-Werk "Napola" sind darunter.

 

Sprache: sehr gut. Selbststaendiges Denken: mangelhaft

Wer wissen will, wie es an der Uni in Pjoenjang laeuft, der kommt an Armin Herdegen nicht vorbei. Er ist Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und in dieser Funktion der einzige Deutsche, der an einer nordkoreanischen Universitaet unterrichtet. Vor eineinhalb Jahren ließ er sich vom DAAD anwerben ? weil ihn die Ferne lockte, aber mehr noch, weil auch er wissen wollte, wie es sich in einem der abgeschottetsten Laender der Welt wohl studieren und lehren laesst.

Bis zu sechs Stunden pro Woche unterrichtet er nun jeden der vier Germanisten-Jahrg?nge. Und er ist zustaendig fuer alle Studenten, die ? nach strenger Auslese durch die Kommunistische Partei - das Land aus wissenschaftlichen Gruenden fuer eine begrenzte Zeit verlassen duerfen. Armin Herdegen testet ihr Deutsch, kuemmert sich um Visa und vermittelt zwischen Wissenschaftsorganisationen und der nordkoreanischen Regierung.

Sprachlich attestiert er den meisten Studenten ein ziemlich hohes Niveau. Mit der Diskursfaehigkeit ist es allerdings nicht so weit her. "Wissenschaftliche Diskussionen wie zuhause sind selten m?glich. Selbstst?ndiges Denken gibt es kaum. Niemand hat gelernt, kritisch zu hinterfragen."

Wo auch? Etwa die Haelfte ihrer 40-Stunden-Studienwoche verbringen die angehenden Germanisten mit ideologischer Schulung. Dann stehen die "Revolutionaeren Biographien" des sogenannten Großen Fuehrers Kim Il Sung und des Geliebten F?hrers Kim Jong Il auf dem Programm - oder "Revolution?re Geschichte". Mehrere Wochen im herbstlichen Ernteeinsatz sind fuer die Studenten ebenso normal wie der vor?bergehende Abschied von der Uni, um fuer die nordkoreanische Massensportveranstaltung "Arirang" zu ueben, die an großen Feiertagen im "Erste-Mai-Stadion" aufgefuehrt wird.

Am Ende des viereinhalbjaehrigen Lernens bekommen die Studenten dann eine Urkunde, auf der geschrieben steht, unter der "warmen Fuersorge des Großen Fuehrers" haetten sie "den Status eines wissenschaftlichen Experten erreicht". Mit normaler wissenschaftlicher Ausbildung hat das nicht viel zu tun.

 

Gezielte Provokationen mit ungewissem Erfolg

Jede Vorlesung in Pjoengjang folgt strikten Regeln - und muss bei den Behoerden angemeldet werden. F?r auslaendisches Lehrpersonal ist die Versuchung groß, den starren Lehrplan zu unterlaufen, sagt Baerbel Gutzat. Sie war im Jahr 2001 die erste DAAD-Lektorin in Nordkorea. Gern erinnert sie sich daran, wie sie es Jahr um Jahr geschafft hat, eine unangemeldete Stunde zu "Sprachlichen Merkmalen des Totalitarismus" anzubieten - natuerlich im Rahmen der Geschichte der deutschen Sprache. "Da wurden die meisten ganz still," sagt sie, "es konnte ihnen kaum entgehen, wie nah nordkoreanische Fuehrerkult-Rhetorik der Sprache der deutschen Nationalsozialisten ist."

Ob allerdings auch nur ein einziger Student von dieser Erkenntnis beeinflusst worden ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn f?hlbare Opposition gibt es in Nordkorea nicht, auch nicht an der Universitaet. Schon die Frage sei falsch gestellt, sagt DAAD-Lektor Armin Herdegen: "Opposition setzt voraus, dass es mehr als eine Meinung gibt. Hier gibt es aber nur eine."

"Jeder Kontakt zur Außenwelt kann den Menschen nur gut tun", sagt Baerbel Gutzat. Wenn Nordkoreaner ausnahmsweise einmal ins Ausland duerfen, dann ist das eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Sie duerfen grundsaetzlich nur zu zweit das Land verlassen und muessen sich auch im Ausland an derselben Uni einschreiben. Wieder und wieder wurden der Lektorin Teams vorgestellt, in denen der eine genuegend wissenschaftliche Qualifikationen und Sprachkenntnisse mitbrachte, der andere nicht. Die Auslandsreise im Doppelpack fuehrt dann auch im Gastland manchmal zu skurrilen Situationen. "Schon wenn nur der eine zum Geburtstag des Professors eingeladen wird, haben sie den Salat", sagt Gutzat. "Alleine duerfen sie nicht gehen - und einfach den anderen mitzubringen, verbietet ihre asiatische Hoeflichkeit."

Auch das Leben der Deutschen in Pjoengjang - das sind im Wesentlichen Mitarbeiter der Welthungerhilfe und der Vereinten Nationen, der Deutschen Botschaft, des Goethe-Instituts und des DAAD - ist nicht ohne praktische Probleme. Sie alle arbeiten unter staendiger Bewachung und sind streng abgeschirmt. DAAD-Lektor Herdegen hat zum Beispiel ueberhaupt keine privaten Kontakte zu Kollegen und deswegen noch nie eine nordkoreanische Wohnung von innen gesehen. Er weiß nicht, wie seine Kollegen leben und auch nicht, ob sie in den 22. Stock zu Fuß gehen, oder ob es in den nordkoreanischen Plattenbauten vielleicht doch Fahrstuehle gibt.

Die Abschottung, sagt er, zerre zuweilen an den Nerven.

                                                                                                                              IUED